Dienstag, 12. Dezember 2006

Das Sommermärchen entpuppt sich als eisig-frostiger Fortsetzungsroman

Jedem halbwegs vernünftig denkendem Zeitgenossen hätte der durch ein Sportereignis hervorgerufene und dadurch emotionalisierte Nationalismus der schwarz-rot-goldenen Fahnenschwenker eigentlich suspekt sein müssen.

Allerorten wurde jedoch versichert, dass es sich endlich um "gesundes" Nationalgefühl handelt. Dass Fußball eine Bruch- und Bauchlandung auf dem Boden der Tatsachen gemacht hat, dass in Stadien und auf dem Spielfeld die Brutalität Einzug gehalten hat bis hin zu Massenschlägereien, Schiedsrichterbedrohungen und ganzen Spieltagsabsagen in einer bestimmten Kreisliega wegen gewalttätigen Ausschreitungen, dass konnte man unlängst im TV sehen und im Schalker Forum von Stan Libuda wird darüber ausgiebig berichtet .

Dass die jüdische Perspektive hier für weitere Klarheit sorgt ist nicht verwunderlich, ist doch der Antisemitismus ein Gradmesser für vieles in unserem Land. Wenn also der erste nach dem Holocaust in Deutschland
ordinierte Rabbiner, Daniel Alter es wie folgt sieht:

"Im Sommer gab es einen Hype, auch durch die Euphorie bei der WM. Man konnte das Gefühl haben, in einem neuen Deutschland zu leben. Doch kurz darauf war alles wie vorher. In Berlin werden Menschen von Neonazis angegriffen. Ich wurde von Leuten auf der Straße zweimal 'Scheißjude' genannt. Und wenn der jüdische Fußballverein Makkabi auswärts spielt, werden die Spieler beschimpft."

dann ist das schon bedenkenswert.

Wie man auch immer zur Bielefelder Studie stehen mag, ob man wissenschaftliche Bedenken bei der Eruierung der Ergebnisse anmeldet, so passt doch zumindest ein Ergebnis ins Gesamtbild hinein, wenn nämlich Prof. Heitmeyer erklärt:

«Der ´neue´ Nationalstolz in Schwarz-Rot-Gold wurde allgemein begrüßt. Die Auswertung der Daten unserer Längsschnittstudie von 2002 und 2006 zeigt jedoch, dass Nationalstolz einen signifikanten Einfluss auf fremdenfeindliche Einstellungen hat: Je höher die Identifikation mit Deutschland und je größer der Stolz auf die eigene Gruppe, desto stärker werden Fremdgruppen abgewertet.»

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